Den Worten müssen Taten folgen

Ein Kommentar von Stefan Salzmann, Fachexperte Energie- und Klimagerechtigkeit, Fastenaktion

An der Klimakonferenz in Glasgow wurde in erster Linie am Regelwerk weitergearbeitet, welches die Umsetzung des Klimaabkommens von Paris klären soll. So ist positiv zu werten, dass die Abschlusserklärung von Glasgow die Dringlichkeit zu handeln benennt, klarer als jemals zuvor. Subventionen für Technologien, die fossile Energien nutzen, sollen explizit reduziert werden. Das Runterfahren der Nutzung von Kohleenergie ist Konsens. Die Lücke zwischen dem Ziel des Pariser Abkommens und den aktuellen Versprechen, auch jenen zur Klimafinanzierung, sind anerkannt. Die finanzielle Unterstützung für Klimaanpassung soll verdoppelt werden.

Verursacher müssen für Schäden zahlen
Ein Thema wurde von der Zivilgesellschaft zusammen mit den ärmsten Ländern auf die Traktandenliste gepusht: Das Thema der bereits eingetretenen Schäden und Verluste. Wenn jemand an der Küste sein Haus verliert weil der Meeresspiegel steigt, dann ist das Haus für immer verloren. Diese Menschen sind darauf angewiesen, dass die Verursacher der Klimaerhitzung für diese Schäden zusätzliche finanzielle Mittel sprechen. Über die Höhe und den Verteilmechanismus werden wir in den kommenden Jahren reden müssen. In Glasgow ist man sich lediglich einig geworden, dass Schäden & Verluste anerkannt werden und es einen Dialog dazu geben soll. Was nach wenig Fortschritt klingt, ist eine Basis, auf der man in den kommenden Jahren aufbauen muss.

Nachhaltige erneuerbare Energien sind zwingend
Dass man die Entwaldung global stoppen muss um die Klimaerwärmung zu begrenzen, wussten wir auch schon vor Glasgow. Dass Länder wie Brasilien ihren Kurs ändern, weil sie dieses Anliegen mittragen, war zu wünschen aber kaum zu erwarten. Dementsprechend gab es auch keine Zugeständnisse in diesem Bereich. Im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien kündet Brasilien neue Staudammprojekte an. Dies tönt zuerst gut, ist leider aber nicht so. Denn die grossen Staudammprojekte sind eine Gefahr für das Überleben von lokalen indigenen Gemeinschaften. Oft werden ihre Rechte nicht respektiert, ihr Land wird überflutet, sie verlieren ihre Lebensgrundlage. Fastenaktion wird seine Arbeit für erneuerbare Energiesysteme, die die Interessen der Armen berücksichtigen, fortführen.

Den Worten müssen Taten folgen
An der Konferenz gab es Bemühungen ehrgeizige Ziele zu formulieren, um die Klimaerwärmung zu stoppen. Doch diese Pläne sind alle freiwillig. Wie im Pariser Klimaabkommen festgelegt ist das Ziel die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen. Die zurzeit von den Ländern eingereichten Massnahmen würde die Erderwärmung aber erst bei 2.4 Grad stoppen. Bis 2025 müssen alle Länder neue Klimaziele einreichen und zeigen, wie sie ihren Treibhausgasausstoss reduzieren wollen, damit die 1.5 Grad Grenzen erreicht werden kann. Dazu ist eine Reduktion von mindestens 45 Prozent nötig. Dieses Ziel nicht zu erreichen wäre eine Missachtung des Abkommens und würde fatale Folgen für die Ärmsten bedeuten. Denn diese spüren die Klimaveränderungen schon heute. Dürren und Überschwemmungen sind an der Tagesordnung – sie verlieren ihre Lebensgrundlagen. 

Glasgow wird nicht als die Klimakonferenz in die Geschichte eingehen, die grosse Schritte versprochen hat. Doch es wurden viele kleine Schritte in die richtige Richtung gemacht. Nun gilt es diese Schritte zu nutzen und sich dem Ziel der 1.5 Grad konstant zu nähern. Fastenaktion wird sich auch in Zukunft für mehr Klimagerechtigkeit einsetzen – damit alle genug zum Leben haben.